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Presseschau - Detail

Theologischen Trends auf der Spur

DT vom 21.10.2008, Nr. 127, S. 10

Pius XII., Benedikt XVI. sowie Glaube und Vernunft: Eine Fülle an Neuerscheinungen auf der Frankfurter Buchmesse kreist um diese Themen

 

Die Veröffentlichung des gesamten theologischen Schaffens des Universitätsprofessors, Erzbischofs und Kurienkardinals Joseph Ratzinger hat soeben mit dem Eröffnungsband „Theologie der Liturgie“, gezählt als Band 11 der auf insgesamt 16 Bände angelegten „Gesammelten Schriften“, begonnen. Ohne Zweifel handelt es sich dabei um die herausragende theologische Neuerscheinung des Herbstes. Durch die systematische Neuordnung seines verstreut publizierten Werkes wird die theologische Lebensleistung des Papstes mit überraschender Plausibilität in ihrer wahren Bedeutsamkeit erst richtig ansichtig werden (Herder). Auszugsweise sind die Schriften zur Kirchenmusik des Papstes auch in dem Band: Joseph Ratzinger/Benedikt XVI: Im Angesicht der Engel. Von der Musik im Gottesdienst“, herausgegeben von Franz Josef Stoiber, zu haben (Herder).

 

Die Veröffentlichung des gesamten theologischen Schaffens des Universitätsprofessors, Erzbischofs und Kurienkardinals Joseph Ratzinger hat soeben mit dem Eröffnungsband „Theologie der Liturgie“, gezählt als Band 11 der auf insgesamt 16 Bände angelegten „Gesammelten Schriften“, begonnen. Ohne Zweifel handelt es sich dabei um die herausragende theologische Neuerscheinung des Herbstes. Durch die systematische Neuordnung seines verstreut publizierten Werkes wird die theologische Lebensleistung des Papstes mit überraschender Plausibilität in ihrer wahren Bedeutsamkeit erst richtig ansichtig werden (Herder). Auszugsweise sind die Schriften zur Kirchenmusik des Papstes auch in dem Band: Joseph Ratzinger/Benedikt XVI: Im Angesicht der Engel. Von der Musik im Gottesdienst“, herausgegeben von Franz Josef Stoiber, zu haben (Herder).

Spaemann und Glucksmann zu Fides et Ratio

 

Auf eine Tagung von Fachtheologen geht der Band „Joseph Ratzinger. Ein theologisches Profil“, herausgegeben von Peter Hofmann, zurück (Schöningh). In der Reihe „Edition Radio Vatikan“ hat Mario Galgano „100 Irrtümer über Papst Benedikt XVI“ aufgeklärt (Benno). „Gott, rette die Vernunft“ ist der Titel einer Sammlung von Beiträgen zur Regensburger Rede des Papstes. Als Herausgeber werden Benedikt XVI., Glucksmann und Farou genannt (Sankt Ulrich). Herausragend ist der Aufsatz von Robert Spaemann, dem bekannten katholischen Philosophen. Betrachtungen von Papst Benedikt zu biblischen Texten hat Stefan von Kempis zu einem umfangreichen Band zusammengestellt: „Benedikt XVI. Die Heilige Schrift. Meditationen zur Bibel“ (Benno). Im Januar wird die schon bewährte Pontifikatschronik von Eberhard von Gemmingen mit „Urbi et Orbi 2008“ fortgesetzt (Benno). Der „Einführung in das Christentum“ von Joseph Ratzinger kann man jetzt auch auf zwei Audio-CDs lauschen (Kösel). In zwei Bänden hat das Katholische Bibelwerk „Die Botschaft der Psalmen“ mit Auslegungen von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. veröffentlicht. Ein Interviewbuch hat Daniel Deckers aus seinen Gesprächen mit Kurienkardinal Walter Kasper gemacht, das über das Thema Ökumene hinaus lesenswert ist (Herder). Die Werkausgabe „Walter Kasper Gesammelte Schriften“ wird mit „Die Kirche Jesu Christi“ fortgesetzt (Herder). Martin Lohmann hat sein Porträt des neuen Münchener Erzbischofs mit „Mensch Marx“ überschrieben (Herder). Seine Vision von sozialer Gerechtigkeit hat der Sozialethiker Reinhard Marx in der Streitschrift „Das Kapital“ vorgetragen (Pattloch). Drei deutschsprachige Klassiker der Theologie, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sind die Zeitgenossen Hans Urs von Balthasar, Karl Rahner und Leo Scheffczyk.

 

Sie alle sind mit neuen lohnenden Titeln auf dem Markt. Peter Henrici, emeritierter Weihbischof und Jesuitenpater, hat seine zahlreichen, hervorragend informierten Aufsätze über Person und Werk Balthasars zusammengestellt (Johannes). „Theologische Anthropologie und Ekklesiologie“ ist der Titel des 2. Teilbandes (22/2) des Bandes „Dogmatik nach dem Konzil“, in Fortsetzung der Gesamtausgabe der „sämtlichen Werke“ von Karl Rahner (Herder). Dem Verlag Schöningh ist es zu verdanken, dass die lange vergriffene, großartige Gesamtdarstellung „Katholische Glaubenswelt“ von Leo Scheffczyk wieder greifbar ist. In der systematischen Theologie dauert die Konjunktur hermeneutischer Fragestellungen an, wie die beiden Titel „Theologische Hermeneutik. Ein trinitarisch-christologischer Entwurf“ von Jens Zimmermann (Herder) und „Hermeneutische Theologie“ von Ulrich H.J. Körtner (Neukirchener Verlag) zeigen. Auf 480 Seiten bringt es der Tagungsband zum zweiten Lieblingsthema der Gegenwartstheologie „Glaube und Vernunft. Spannungsreiche Grundlage europäischer Geistesgeschichte“, herausgegeben von Erwin Dirscherl und Christoph Dohmen (Herder). Tonke Dennebaum stellt sich kompetent in „Urknall–Evolution–Schöpfung“ dem verdienstvollen Gespräch mit den naturwissenschaftlichen Weltbild (Echter).

Geistige Grundlagen der Gegenwart

 

Als wunderbar abwechslungsreicher Serienkrimi der Ideengeschichte ließt sich „Kampfplätze der Philosophie. Große Kontroversen von Augustinus bis Voltaire“ aus der Feder des emeritierten Bochumer Philosophen Kurt Flasch (Vittorio Klostermann). Wer die geistigen Grundlagen der Gegenwart in all ihrer Widersprüchlichkeit besser verstehen will, greife zur Aufsatzsammlung von Robert Spaemann „Rousseau – Mensch oder Bürger. Das Dilemma der Moderne“ (Klett-Cotta). Ein philosophischer Klassiker ist bei Kösel wieder zu bekommen: Josef Piepers „Muße und Kult“ mit einer Einführung von Kardinal Karl Lehmann. In zweiter (verbesserter) Auflage liegt bereits das vielgelobte Werk zur Grundlage der Ethik „Gut in allen möglichen Welten“ von Peter Strasser vor (Schöningh). Da die Heiligen die wahren Interpreten des Christentums sind, dürfen sie hier auch nicht fehlen. Vom verschleppten Sklaven zum Begründer der modernen Caritas reicht der Lebensweg von Vinzenz von Paul, sein Leben beschreibt Bernard Pujo in „Pionier der Moderne“ (Herder). In dem reich illustrierten Bildband „Assisi. Glaubenswege – dem Mysterium begegnen“ stellt Hans Steinacker den heiligen Franziskus in seinem Lebensraum vor (Bonifatius). Vom Karmelitenpater Emmanuel Renault erfahren wir „Was Theresa von Lisieux Johannes vom Kreuz verdankt“ (Echter). In der schön gestalteten und informativen Reihe „50 Klassiker“ zeichnet Peter Köhler Kurzporträts von 50 Heiligen (Gerstenberg). Den Höhepunkt der deutschsprachigen Mystik zwischen 1300 und 1500 beschreibt Bernard McGinn im vierten Band von „Die Mystik im Abendland“ (Herder). Als deutsche Erstveröffentlichung kann man nun die berühmte Auseinandersetzung zwischen Abt Rancé, dem Gründer des Trappistenordens, und dem gelehrten Benediktiner Jean Mabillon über die Frage, ob sich Mönche dem Studium widmen sollten, mitverfolgen. Die Verteidigungsschrift von Jean Mabillon „Über das Studium der Mönche“ wurde von Cyrill Schäfer übersetzt (Eos Verlag). In der Gesamtdarstellung „Missionsbenediktiner“ werden alle 54 Niederlassungen des 1884 im bayerischen St. Ottilien gegründeten Klosterverbandes vorgestellt (Eos).

 

„Als unsere Welt christlich wurde“ von Paul Veyne ist auch darum empfehlenswert, weil der Verfasser die These vertritt, dass Kaiser Konstantin aus Überzeugung Christ war und nicht nur ein Heuchler aus Machtkalkül, wie gerne behauptet wird (C.H.Beck). Spannender, besser geschrieben und authentischer als jeder Historienroman liest sich die Darstellung des Untergangs von Byzanz von dem britischen Marinehistoriker Roger Crowley: „Konstantinopel 1453. Die letzte Schlacht“ (Theiss). Auch wenn Luther und die Lutheraner in „Die Reformation. 1490–1700“ von Diarmaid Macculloch nicht so gut getroffen sind, hat doch diese Gesamtdarstellung der Reformation in Europa große Verdienste. Zur Erstinformation eignet sich das Kleine Lexikon der Kirchengeschichte „Ablass bis Zölibat“ von Manfred Heim (C.H. Beck). Gleich vier Titel zur Papstgeschichte des 20. Jahrhunderts widmen sich Pius XII.: Hans Peter Oschwald: Pius XII. Der letzte Stellvertreter“ (Gütersloher Verlagshaus) spricht vom Papst, der „Kirche und Gesellschaft spaltet“. Michael Hesemann beansprucht, mit „Der Papst, der Hitler trotzte“ die „Wahrheit über Pius XII.“ zu wissen. Klaus Kühlwein zeigt schon im Titel, dass es ihm um Verständnis für den Papst geht: „Warum der Papst schwieg. Pius XII und der Holocaust“ (Patmos). Zwar aus den Quellen erarbeitet, betreibt Hubert Wolf in „Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich“ eine völlige Demontage des Menschen und Priesters Pius (C.H. Beck).

Bedeutende neue Nachschlagewerke

 

Neue Nachschlagewerke sind auch anzuzeigen. Da ist zuerst „Herders Neues Bibellexikon“ mit über 500 Artikeln und 1 000 Abbildungen auf insgesamt 864 Seiten. „Das Bilderlexikon der christlichen Symbole“ von Eckard Bieger hilft in allen Fragen zur christlichen Ikonographie weiter (Benno). Die ungekürzte Studienausgabe der 4. Auflage des evangelischen Nachschlagewerkes „Religion in Geschichte und Gegenwart“, kurz „RGG“ genannt, 8 Bände und Register, ersetzt eine ganze Bibliothek (UTB). Ausgesprochen gewinnbringend ist die Auseinandersetzung des Jesuitenpaters Felix Körner mit dem Islam in „Kirche im Angesicht des Islam“ (Kohlhammer). Der Verfasser, heute Dozent an der Gregoriana in Rom, lebte lange in Ankara und stand in akademischem wie alltäglichem Austausch mit Moslems. „Christen unterm Halbmond“ von Rudolf Grulich beschreibt das Leben von Christen in der Türkei (Sankt Ulrich). Mit viel Sachkenntnis und Humor hat Wolf Schneider sein „Kleines Lexikon esoterischer Irrtümer“ verfasst (Gütersloher Verlagshaus). Einen kritischen Blick auf die Anthroposophie, die weltanschauliche Grundlage der Waldorfpädagogik, wirft Michael Grandt in seinem „Schwarzbuch Waldorf“ (Gütersloher Verlagshaus). Für das kommende Jahr des Heiles empfehlen sich in bewährter Weise „Berckers Tageskalender 2009“ und das „Messbuch 2009-Lesejahr B, mit den vollständigen Messtexten für die Sonn- und Feiertage (beide Butzon und Bercker). Wem nach einem authentisch biblischen Linsengericht ist, der greife zu „Kochen mit der Bibel“ von Anthony F. Chiffolo (C.H. Beck) oder nehme einen der anderen Titel vom aufgehäuften herbstlichen Büchertisch.