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Kirche als Sakrament gemäß Lumen gentium 1

Quellangabe: Die Kirche als Heilssakrament, in: JRGS 8, 244–257, hier 250–252.


Die Vorstellung von Sakramenten, die Gnadenmittel sind, die ich wie übernatürliche Medizinen empfange, um sozusagen allein meine private ewige Gesundheit sicherzustellen, ist das Missverständnis von Sakrament. […] Dem Konzil ging es nicht um Selbstbespiegelung der Kirche, um bloße Innenschau, sondern um eine Entdeckung der Kirche als Sakrament, als Zeichen und Werkzeug der Einheit und damit um Antwort auf die Frage, vor der in unserem Jahrhundert niemand mehr ausweichen kann. […]            
Die Benennung der Kirche als Sakrament tritt einem individualistischen Verständnis der Sakramente als Gnadenmittel entgegen; sie lehrt die Sakramente als Lebensvollzug der Kirche verstehen und vertieft damit zugleich auch die Gnadenlehre: Gnade ist immer Aufbrechen der Vereinigung; Sakrament als gottesdienstliches Geschehen ist immer gemeinschaftlicher Vollzug; das Sakrament ist sozusagen die christliche Weise des Festes, die Ermächtigung zur Freude, die aus der Gemeinschaft und der in ihr verwahrten Vollmacht kommt.

[…] Die Benennung der Kirche als Sakrament vertieft und klärt so den Kirchenbegriff und antwortet auf die Suche nach der Einheit der Menschheit in dieser unserer Zeit: Kirche ist nicht äußere Organisation des Glaubens, sondern sie ist ihrem Wesen nach gottesdienstliche Gemeinschaft; sie ist am meisten Kirche, wo sie Liturgie feiert und die erlösende Liebe Jesu Christi vergegenwärtigt, die die Menschen als Liebe aus ihrer Einsamkeit erlöst, sie zueinander führt, indem sie sie zu Gott führt.





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