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Glauben als Weg

Quellangabe: Unterwegs zur Tiefe des Geheimnisses Christi, in: JRGS 12, 706–709, hier 707.


Das ist ja der Reichtum des biblischen Wortes, dass es mit uns wandert und dass es in allen Lebensstadien Neues zu sagen hat. Mir ist eine Beobachtung besonders eindrücklich geworden, nämlich der Wechsel der Christusbezeichnungen vor und nach dem Fischfang [Lk 5,1–11]. Vor dem Fischfang sagt Petrus zu Jesus: „Meister“, im Griechischen steht „epistáta“, was so viel wie „Lehrer“, wie „Rabbi“ heißt. Er sieht in Jesus noch den großen Prediger Israels, den, der die Schrift zu lehren weiß und der damit Leben lehren kann. Der Rabbi ist ein Mensch, ein Lehrer in Israel, wenn auch mehr als ein bloßer Professor, der intellektuelle Kenntnis vermittelt. Er ist Meister des Lebens. Und deswegen tut Petrus auf sein Wort hin das, was nach den gängigen Maßstäben des Alltags, nach seinem eigenen Vernunftkalkül, unsinnig wäre. Er setzt auf den, der Meister nicht nur des Wortes, sondern der Wirklichkeit ist. Im Vertrauen darauf, dass er aus der Fülle von Gottes Wort heraus über unser Erfahren hinaus Weisung zu geben vermag, tut er den Schritt. Als er zurückkommt, redet er ihn nicht mehr mit „Meister“ an, sondern mit „Kyrios“: Herr! Es ist die Gottesbezeichnung. In dem, was geschehen ist, hat er erkannt, dass nicht nur ein großer Lehrer Israels ihn gesandt hat, sondern dass die Macht des lebendigen Gottes vor ihm steht. Und so liegt zwischen diesen beiden Stationen nicht nur die Ausfahrt von einigen Kilometern, sondern eine innere Wanderschaft des Lebens, Wanderschaft in das Geheimnis Jesu Christi hinein, in der die ganze Tiefe dessen aufgeht, was er war, was er ist.





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