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Beten

Quellangabe: Gebet und Meditation, in: Walter Rupp (Hg.), beten – leben – meditieren, Würzburg 1975, 76–81, hier 76.


Den Ansatz zum Beten trägt jeder Mensch in sich: In Situationen der Not oder auch einer großen Freude gibt es einen Drang, zu rufen, um Hilfe zu schreien oder zu danken, gerade da, wo kein Mensch hören und antworten kann. Kürzlich habe ich irgendwo gelesen, ein russischer Astronaut, der sich ausdrücklich als Atheist bezeichnete, habe erzählt, bei dem ersten Mondflug der Amerikaner habe er atemlos zugesehen und im entscheidenden Augenblick gebetet, dass alles gutgehen möge. Dies scheint mir ein bezeichnender Vorgang: Irgendwo löst sich gerade da, wo die Eigenmacht und die erreichbaren menschlichen Hilfen völlig am Ende sind, eine Stimme in uns und ist sich gewiss, dass sie rufen darf. Irgendwo gibt es, selbst wenn wir uns darüber nicht Rechenschaft ablegen oder sogar es bestreiten, ein Bewusstsein einer geheimen Nähe, auf die hin unsere Seele offensteht und bei der wir anklopfen können. Das Bedürfnis, sich mitzuteilen, das in den Grenzsituationen der äußersten Not und der äußersten Freude hervortritt, reicht über menschliche Partner hinaus; es will in eine unermessliche Tiefe verströmen, es will das Ganze.





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