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Sakramente - Gemeinschaft im Heiligen

Quellangabe: Der Eucharistische Herr, seine Mutter und seine Kirche. Predigt am 5. August 1960, in: Peter Pfister (Hg.), Für das Leben der Welt. Der Eucharistische Weltkongress 1960 in München , Regensburg 2010, 172-174, hier 172 f.


Der Evangelist Johannes will mit den Versen 19,34 (aus der geöffneten Seitenwunde flossen Blut und Wasser) gleichsam sagen: „Der Herr ist tot, aber er ist nicht fortgegangen, sondern er hat uns den Schatz seiner Liebe dagelassen. Sein Leben auf dieser Welt war nicht ein kurzes Gastspiel, das nach 33 Jahren wieder zu Ende war, sondern durch die heiligen Sakramente ist er gegenwärtig geblieben für alle Zeiten, lebt immer fort durch Taufe und Eucharistie in unserer Mitte, bleibt unser Menschenbruder, der sich mit uns befasst und mit uns zusammen in dieser Welt steht.“ […]

Der Mensch von heute, der wir ja alle sind, der nicht irgendwo lebt, sondern in uns, dieser Mensch von heute möchte nicht unreligiös sein, aber er kann nicht recht einsehen, warum die Frömmigkeit und die Religion unbedingt gebunden sein sollen an die Kirche und an die Sakramente. Er sagt sich: „Hat uns denn Gott nicht den schönen Dom der Natur gebaut, den Dom seiner Berge, seines Waldes und seiner Seen, wo ich Gott doch viel unmittelbarer und näher und besser finden kann, als wenn ich mich irgendwo in eine Kirche hineinzwänge?“ Und er sagt sich: „Ist denn Gott nicht allmächtig, ist denn Gott gebunden an diese paar Zeichen der Sakramente, oder kann Gott nicht den Menschen finden, wann und wo und wie er mag?“ In der Tat, Gott ist allmächtig, und er kann den Menschen finden und treffen, wie immer er mag. Die Gnadenmitteilung an den einzelnen Menschen ist in der Tat nicht gebunden an die Sakramente, sondern Gott kann in das Verborgene des Menschenherzens hineingreifen, wie er will.

Aber der Mensch ist ja nicht bloß ein Einzelner, sondern der Mensch ist seinem Wesen nach Mit-Mensch, zu dem die Gemeinschaft der anderen Menschen, zu dem die Welt und die sichtbaren Dinge gehören. Kein Mensch lebt von sich und für sich allein. Das gilt schon im Körperlichen, wo wir […] alle voneinander abhängig sind und voneinander leben. Das gilt auch im Geistigen, wo keiner seine Sprache selber erfunden hat und einfach der erste Mensch ist, sondern wo wir alle die Gedanken voneinander empfangen und geistig wie körperlich voneinander leben. Kein Mensch ist bloß ein Einzelner, sondern jeder Mensch ist Mit-Mensch. Und wenn also die Religion den ganzen Menschen treffen soll und nicht bloß ein herausgeschnittenes Stück von ihm, dann muss sie den Menschen in seinem „Mit-Mensch-Sein“, in seiner Leibhaftigkeit und in seiner Sichtbarkeit treffen. […] Und das ist der Sinn der Sakramente, dass sie Gemeinschaft im Heiligen schaffen, dass sie die Vielheit der Menschen zusammenschließen im Heiligen von Gott her und zu Gott hin, dass sie der Religion die Sichtbarkeit und die Leibhaftigkeit geben, ohne die sie etwas zutiefst Unmenschliches bleiben würde.





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