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Jesus Christus - die Antwort auf die Frage nach dem wahren Menschsein

Quellangabe: Was ist der Mensch?, in: MIPB 1 (2008) 28–32. 41–49, hier 45.


Dieser Text [Joh 19,5] „Pilatus stellt Jesus dem Volk vor“ greift tief in die Geistesgeschichte ein. Voraus geht, dass uns von Diogenes erzählt wird, dass er mit der Laterne nach Menschen gesucht hat, eine Szene, die dann Nietzsche wieder aufgegriffen hat: vom tollen Menschen, der nach dem toten Gott sucht. Diogenes hat mit der Laterne nach Menschen gesucht: so wenig gibt es gleichsam den Menschen, dass man am helllichten Tag danach suchen muss … Der Kyniker Pilatus, der Skeptiker, steht in der Nachfolge des Kynikers Diogenes. Ihm, der gleichsam als Kyniker der Sekte des Diogenes zugehört und nicht an den Menschen glaubt, entringt sich angesichts des dornengekrönten Jesus das Bekenntnis: Idou ho anthropos – Sieh’, das ist der Mensch. Wir wissen nicht, mit welchem Grad der Bewusstheit es gesagt ist, aber für den Evangelisten wird dies ein Wort, das nun gleichsam in der Mitte der Weltgeschichte aufgerichtet steht. Der Zyniker wird wider Willen zum Propheten, der die Wahrheit sagt: „Das ist der Mensch!“ Wahrscheinlich greift der Text auch zurück auf Gen 3, auf die Stelle, wo Gott nach dem Sündenfall sagt: „Dieser ist nun der Mensch.“ Ein König im Narrengewand, ein zerschundenes, ohnmächtiges Wesen, entstellt und entwürdigt: Das ist der Mensch.

Aber das Ganze ist nun doch nicht mehr bloß Zynismus und Skepsis und Resignation, die nicht an den Menschen glaubt und die die Laterne längst beiseite gestellt hat, weil sie überzeugt ist, dass es den Menschen, von dem wir träumen, die humanitas des homo gar nicht zu finden gibt. Sondern hier wird gesagt: Hier hast du ohne Laterne gefunden, was du gesucht hast. Das ist wirklich der Mensch, nach dem du unterwegs warst. Denn dieser König im Narrengewand, in dem so recht die Erbärmlichkeit und die Notdurft des Menschen zum Vorschein kommen, ist doch ein König. Der Christos, Jesus Christus soll hier als die Antwort auf die offene Frage des Menschseins der Welt hingestellt werden. Hier ist ein Mensch, der ganz Mensch ist wie wir, und der doch wahrhaft der Mensch ist, nach dem wir mit all unseren Laternen vergeblich gesucht hatten.





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