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Gestalt des Auferstandenen

Quellangabe: Wie sieht der Auferstandene aus? (it. 1969), in: MIPB 4 (2011) 28f.


Trotz der nicht unerheblichen Differenzen, die im Einzelnen zwischen den verschiedenen Auferstehungsberichten des Neuen Testaments bestehen, geht aus ihnen allen hervor, dass der Auferstandene zugleich schon der Erhöhte, zum Vater Zurückgekehrte war. Man darf also nicht annehmen, dass Christus, ähnlich wie Lazarus, noch einmal in die Geschichte und in ein irdisches Leben zurückgekehrt ist, aus dem er dann erst nach 40 Tagen in den Himmel aufgefahren wäre. Er ist vielmehr aus dem Tode heraus sogleich in das endgültige neue Dasein dessen, der nicht mehr stirbt und nicht mehr den Bedingungen dieser Geschichte zugehört, übergegangen. Anders ausgedrückt: Er ist sogleich in einem definitiven Sinn auferstanden, so wie wir am Ende der Weltzeit ins Endgültige, unverwesliche Dasein eintreten werden.

Das bedeutet, dass er auch nicht mehr wie ein Mensch dieser unserer irdischen Geschichte sichtbar gewesen ist, sondern dass er nur denen sichtbar wurde, denen er sich zeigen wollte. Es bedeutet, dass seine Erscheinungen vom Vater her aus der Vollmacht des Erhöhten erfolgten. Diese Vorgänge haben ohne Zweifel die normalen geschichtlichen Erfahrungsformen gesprengt und sind deshalb für die Zeugen nur in stammelnden Chiffren mitteilbar gewesen. Sie mussten die Berührung des ganz anderen, der neuen Welt der Auferstehung, mit den Sprach- und Vorstellungsmitteln dieser unserer Welt auszudrücken versuchen. Von daher erklärt sich die eigentümliche Gebrochenheit der Auferstehungsberichte und auch ihre eben erwähnte teilweise Gegensätzlichkeit. Von da aus erklärt sich auch die Doppelseitigkeit in der Schilderung des Auferstandenen, die allen Berichten mit verschiedenen Akzentsetzungen durchgehend eignet. Allen ist gemeinsam, dass Christus einerseits derselbe ist, mit dem sie vorher im Leben zu tun gehabt hatten, so dass sie sogar die Wundmale des Gekreuzigten sehen und berühren können. Allen ist aber auch gemeinsam, dass er der ganz andere ist, den sie erst wieder erkennen, wenn er ihnen das Herz geöffnet hat und wenn sie sich ihrerseits im Glauben für ihn geöffnet haben. In dieser Einsicht ist z. B. auch die Erzählung von den Emmaus-Jüngern lehrreich. Durch die Auslegung der Schrift und durch die Gemeinschaft des Brotbrechens erst werden die Augen der Jünger aufgetan, um in ihrem geheimnisvollen Begleiter den Herrn wiederzuerkennen. Der Evangelist verweist damit zugleich auf die beiden Grundelemente der christlichen Liturgie: auf den Wortgottesdienst und auf die eucharistische Gemeinschaft. Er zeigt so, dass darin der Christ dem Auferstandenen begegnet und ihn glaubend als anwesend erkennt, auch wenn er ihm nicht mehr, wie den Emmaus-Jüngern, sichtbar wird.

Von diesen Ausgangspunkten her lassen sich auch die Texte des Johannesevangeliums gut verstehen. Magdalena kann den Herrn nicht erkennen, solange sie ihn als Irdischen, Unverwandelten sucht und ihn mit ihren Händen festhalten möchte. Sie erkennt ihn erst, als sie sich von dem zum Vater Aufgestiegenen anrufen lässt.





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