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Magnifikat

Quellangabe: Predigt von Joseph Kardinal Ratzinger in der Wallfahrtskirche Handlab bei Hengersberg am 15. August 1996 (bislang unveröffentlicht).


„Meine Seele lobpreist die Größe des Herrn“ (Lk 1,46). Nach dem griechischen Urtext müssten wir eigentlich übersetzen: „Meine Seele macht Gott groß“. Das heißt: Ich will nicht mich neben Gott hinstellen, gleichsam zum Konkurrenten Gottes werden, sondern Gott groß machen, dass Er erscheine in der Welt, dass er in seiner ganzen Größe da-sein könne. Nicht mich groß machen, sondern ihn groß sein lassen.

Als in der Zeit des Breschnew-Regimes der große russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn darauf bestand, dass in seinen Büchern das Wort GOTT mit Großbuchstaben geschrieben werde, konnten diese Bücher nicht veröffentlicht werden, weil das Regime darauf bestand, dass man Gott klein schreiben müsse, dass Gott klein bleibt und nicht groß wird. Nur dadurch glaubten sie, bestehen zu können. Sie hatten Angst davor, wenn GOTT groß wäre. […]

Gott groß machen, heißt glauben. Glauben bedeutet eben dies, dass wir Gott als Wirklichkeit annehmen, dass wir auf ihn setzen, dass wir auf ihn hören, dass wir auf ihn bauen, dass wir von ihm her unser Leben entwickeln, ihm so Raum geben in der Welt und in uns selbst; dass wir nicht Angst haben, er könnte uns zum Konkurrenten werden und etwas von unserem Leben wegnehmen, sondern erkennen: Gerade indem wir ihn groß sein lassen und uns an ihn halten, wird unser eigenes Leben richtig.





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