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Berufung

Quellangabe: Sich hineingeben in seinen Willen, in: JRGS 12, 474–481, hier 477 f.


Es sind drei Männer, denen Jesus hier [Lk 9,51–62] begegnet, und in ihren wie in seinen Antworten spiegelt sich, was Nachfolge heißt, was Priestertum bedeutet. Da ist zunächst schon auffällig, dass Jesus demjenigen, der sich an ihn herandrängt und selbst in die Nachfolge will, eine abweisende Antwort gibt. Das will sagen: Nachfolge, oder nennen wir es ruhig mit dem rechten Namen: Priestertum, kann man sich nicht selbst heraussuchen. Man kann es sich nicht ausdenken als eine Art, wie man in seinem Leben Sicherheit erlangen, sich sein Brot verdienen, eine soziale Stellung erreichen kann. Man kann es sich nicht einfach wählen als etwas, womit man Sicherheit, Freundschaft, Geborgenheit findet; wie man sich sein Leben bauen möchte. Es kann niemals bloß eigene Versorgung, eigene Wahl sein. Priestertum, wenn es recht ist, kann man sich nicht selbst geben, auch nicht selbst suchen. Es kann nur Antwort auf seinen Willen und auf seinen Ruf sein.

Es verlangt immer dies, dass wir aus unserem bloß eigenen Wollen, aus der bloßen Idee der Selbstverwirklichung und dessen, was wir aus uns machen könnten und haben wollten, heraustreten und uns hineingeben in einen anderen Willen, um von ihm uns führen zu lassen – auch führen zu lassen, wohin wir nicht wollen. Wenn dieser Grundwille nicht da ist, in einen anderen Willen einzugehen, mit ihm eins zu werden, sich führen zu lassen, wo wir es nicht ausgerechnet hatten, dann ist der priesterliche Weg nicht beschritten und könnte nur zum Verhängnis werden. Priestertum beruht darauf, diesen Mut des Ja zu einem anderen Willen zu haben, Antwort zu geben auf den Ruf des Anderen, um freilich darin Schritt um Schritt immer mehr die große Gewissheit zu empfangen, dass wir, hineingegeben in diesen Willen, nicht vernichtet, nicht zerstört werden, sondern auch in allen Führungen, die uns quer liegen, erst recht in die Wahrheit unseres eigenen Seins hineinkommen. Denn so sind wir näher an uns selbst, als wenn wir uns nur selber festhalten. Ihm nachfolgen – dieses Ja geben: »Ich bin da, ich bin bereit« – ist also immer ein österliches Geschehen. Es hat mit der Nachfolge des Kreuzes zu tun, mit dem Heraustreten aus dem Eigenen, mit dem Durchkreuzen-Lassen des Bloß-sich-selbst-Mögens und Sich-selbst-Besorgens, mit unserem Freiwerden durch den Sprung ins Unbekannte des anderen Willens hinein, das uns doch das letztlich Bekannte ist. Wir kennen es aus dem Kreuz und der Auferstehung Jesu Christi als den Willen und die Macht, die in Wahrheit die Welt und uns alle trägt.





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