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Zeugnis und Bekenntnis

Quellangabe: Gottes Glanz in unserer Zeit. Meditationen zum Kirchenjahr, Freiburg 2005, 77 f.


Der älteste Bericht von der Auferstehung des Herrn, der uns erhalten geblieben ist, steht im 15. Kapitel des ersten Briefes, den Paulus an die Korinther gerichtet hat [1 Kor 15,1–5]. Dieser Brief wird von den Gelehrten auf den Frühling des Jahres 55 oder 56 datiert. Aber der Auferstehungsbericht ist älter: Paulus bindet die Korinther, die sich ihr eigenes Bild des Christentums zusammenzimmern wollten, mit Nachdruck an den überlieferten Wortlaut des Credo und er zitiert dabei wörtlich den Text, an den auch er selbst sich bei seinem Eintritt in die christliche Gemeinschaft gebunden hatte. Wann und wo genau dieser Text entstand, ist umstritten. Die einen glauben, ein aramäisches Original dahinter rekonstruieren zu können und verlegen den Text in die aramäisch sprechende Jerusalemer Gemeinde der dreißiger Jahre; andere glauben, dass er in Antiochien zu Beginn der vierziger Jahre formuliert worden sei. Wie dem auch immer sein mag – wir hören darin wie auch in den Reden der Apostelgeschichte die Sprache des Anfangs, die Sprache derer, die selbst noch Zeugen des Geschehenen waren und Zeugen benennen konnten. Und wir spüren etwas von der Pflicht der Treue, unter die sich die Verkündiger der Botschaft von Jesus Christus gestellt wussten. Auch Paulus, der so nachdrücklich seine Unabhängigkeit von den Altaposteln und seine eigene Begegnung mit dem Herrn als Quelle seiner Verkündigung betont, baut nicht ein eigenes Christentum auf, sondern bindet sich bis ins Wort hinein an das gemeinsame Bekenntnis, weil zwei entscheidende Güter des Glaubens es verlangen: Nur so ist die Einheit der Kirche in Raum und Zeit gewährleistet; nur so ist auch die Wahrheit des Bezeugten gesichert, die auf der Treue des Überlieferns beruht. Man kann gerade an der sprachlichen Struktur des Ersten Korintherbriefes, an der greifbaren Unterscheidung zwischen dem überlieferten Wort und der eigenen Sprache des Paulus das bestätigen, was der Zweite Petrusbrief über den Ursprung des Christentums sagt: Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln nachgelaufen, sondern vertrauen uns den Augenzeugen an, die Gottes große Macht gesehen haben (vgl. 2 Petr 1,16).





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