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Wunder - Anzeichen einer höheren Ordnung

Quellangabe: Wissenschaft – Glaube – Wunder, in: Leonhard Reinisch (Hg.), Jenseits der Erkenntnis. Fragen statt Antworten, Frankfurt 1977, 28–44, hier 42.


Das Wunder, d. h. ein Geschehen über die eigenen Kräfte der Natur hinaus, ist dann auch und gerade vom heutigen Weltbild her ein sinnvoller Gedanke, wenn es sich nicht um zusammenhanglose, irrationale Einbrüche eines fremden Prinzips in den mechanischen Naturzusammenhang handelt, sondern um Anzeichen für das Auftreten einer höheren Ordnung, die das fragmentarische Gefüge der Welt in den Zusammenhang einer sinnhaften Ganzheit aufnimmt. Gerade darum aber geht es beim christlichen Wunder und alles, was wir über die Notwendigkeit eines Zusammenhangs mit dem Ganzen der Ordnung des Glaubens und über das Auftreten des Wunders eben in diesem Zusammenhang gesagt haben, gewinnt hier seinen Sinn. Verständlich wird sowohl die Abweisung der Zeichenforderung wie die Art ihrer Erfüllung.

Einstein hat einmal sehr treffend den Ansatz der Naturwissenschaft charakterisiert, wenn er erklärt: Die Theorie bestimmt, was beobachtet werden kann. Das bedeutet: Die Beobachtungen fallen dem Wissenschaftler nicht einfach aus der Natur heraus zu, sondern er erhält Antwort nur soweit und in dem Umfang, wie er fragt. Die Theorie bestimmt, was beobachtet werden kann: Es wäre fatal, wenn die Theologie ihrer höchsten Aufgabe untreu würde, das Denken des Menschen weit offen zu halten und statt dessen durch voreilige Beflissenheit dem vermeintlich Wissenschaftlichen gegenüber den Raum unserer Beobachtung einengen würde. Sie sollte die Theorie sein, die uns kritisch macht gegen jede Art von Aberglauben, auch gegen den wissenschaftlichen; sie sollte uns helfen, die Struktur des Geheimnisses von der Struktur unserer Träume zu unterscheiden und uns in der Offenheit für den Größeren erhalten, der uns sucht, um uns zu sich und darin zu uns selber zu führen.





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