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Sündige Kirche

Quellangabe: Umkehr, Buße und Erneuerung. Ein Gespräch mit F. Greiner, in: Ein neues Lied für den Herrn. Christusglaube und Liturgie in der Gegenwart, Freiburg 1995, 187–203, hier 190 f.


Die katholische Überlieferung zu dieser Frage kommt für mich am bündigsten zum Ausdruck in dem Gebet, das die römische Liturgie dem Priester und den Gläubigen vor dem Kommunionempfang in den Mund legt. Damit der ursprüngliche Gehalt genau zum Vorschein kommt, müssen wir dabei die alte Formulierung bedenken, wie wir sie vor der Liturgiereform gebetet haben. Da heißt es: „Herr ... schau nicht auf meine Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche.“ Es ist wichtig, dass das Gebet ein Ich-Gebet war: Man versteckt sich nicht in der grauen Masse des „Wir“, in dem nun einmal alle gesündigt haben (und daher keiner eine besondere persönliche Verantwortung zu spüren braucht). Der Beter ist persönlich gemeint: „Ich habe gesündigt.“ Er muss in den […] Bekehrungsakt zurückkehren und seine eigene Schuld schmerzlich gerade in diesem großen Augenblick, im Angesichte des zum Gotteslamm gewordenen Erlösers erkennen. Wichtig ist dann, dass die Kirche, indem sie dies zum liturgischen Gebet macht, voraussetzt, dass jeder Eucharistie Feiernde Grund hat, solches zu sagen. Das Gebet war bis zur Reform sogar in erster Linie ein Priestergebet: der Papst muss es ebenso sprechen wie die Bischöfe, alle Priester, alle Teilnehmer an der Eucharistie. Dieses Wort ist also gerade nicht den Abständigen, den Exkommunizierten oder sonstwie nicht im Kern der Glaubensgemeinschaft Lebenden zugedacht, sondern eben denen, die sich auf die Kommunion vorbereiten. Kommunizieren heißt, sich neu dem Feuer Seiner Nähe und damit dem Anspruch der Bekehrung aussetzen. Aus der Tatsache, dass ausnahmelos alle Glieder der Kirche das „Vergib uns unsere Schuld“ sprechen müssen, schließt nun allerdings dieses Gebet doch nicht, dass man auch die Kirche als Kirche sündig nennen könne. Es stellt vielmehr „meinen Sünden“ den „Glauben deiner Kirche“ als Erhörungstitel gegenüber. […]

Glaube ist seinem Wesen nach Mitglauben mit der Kirche; im Akt des Glaubens werden wir Kirche und von ihr empfangen wir überhaupt diesen Akt. Weil es so ist, ist sie „deine Kirche“ und nicht „unsere Kirche“. Alles, was bloß „unsere“ Kirche ist, ist nicht im eigentlichen Sinne Kirche. Ihr Wesen ist Relation, Zugewandtheit zum Herrn, Zugehörigkeit zu ihm (Glaube).





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